In den vergangenen Tagen hatte ich mal wieder zwei ausufernde Diskussionen – eine öffentlich, eine per PM – auf Twitter zum Thema Klima. Zunächst einmal möchte ich sagen: Auch kontroverse Diskussionen können sehr gut und dialektisch geführt werden, wenn man dem Anderen zuhört. Das war bei der PM-Diskussion der Fall. Die Öffentliche war eher semi-gut. Der Diskutant war der Ansicht, dass es falsch sei, einen Verzicht oder zumindest eine Reduktion des Fleischkonsums zu fordern. Dabei betonte er: Laut IPCC-Bericht sei die Biosphäre in der Lage, mehr CO2 aufzunehmen, als die Landwirtschaft emittiert. Ergo passe die Landwirtschaft rein und es reiche aus, Fossile auf Null zu setzen. Das ist natürlich auf den ersten Blick logisch, zeigt aber auch ein großes Problem: Menschen begreifen einfach nicht, dass der Fundamentaleinwand („Aktion XYZ emittiert nicht so viel CO2 um das Klima zu schädigen, andere Sachen sind das Problem“), gern auch als „Unsere 2 Prozent machen doch nichts“) völlig am Thema vorbei geht. Obwohl nicht zuletzt das Verfassungsgericht geurteilt hat: Es ist verfassungswidrig, so zu agieren. Die Natur der Klimakatastrophe ist es, dass es viele kleine Einzelemittenten gibt. Und JEDER Bereich muss seinen Beitrag leisten. Dabei glaube ich besagtem Diskutanten – übrigens ein Schriftstellerkollege – sogar, dass er an sich FÜR Klimaschutz ist. Er sagt halt: „Das Problem sind fossile Energieträger.“ Und am Ende hat er damit sogar (fast) Recht. Wenn wir kein Gramm Fossile mehr verbrennen würden, dann könnten wir uns vielleicht sogar eine Landwirtschaft wie heute auch mit Viehzucht leisten, was das Klima angeht (Dabei lassen wir dann globale Gerechtigkeit, Biosphäre, Ethik und einiges anderes außen vor) – denn die (fossilen) Emissionen für Bewirtschaftung der Felder, Transport und so weiter fielen ja auch weg. Und am Ende ist auf den ersten Blick auch richtig: CO2, das in der Landwirtschaft emittiert wird, ist von den Verbrennungsmotoren/Heizungen, die in unserem Szenario ja elektrisch laufen würden, abgesehen seiner Natur nach tatsächlich erst einmal nicht nachhaltig klimaschädlich, denn es wurde ja kurz zuvor durch Pflanzen der Atmosphäre entnommen. Leider gibt es jedoch einige Abers: Erstens: Aktuell IST eben die Welt nicht ohne Fossile gebaut. Für Transport, Heizung von Gewächshäusern und so weiter FALLEN nunmal große Mengen (fossilen) CO2s an. Zweitens: Vor allem Rinder furzen nunmal kein CO2 (oder nicht hauptsächlich), sondern große Mengen Methan. Und DAS ist sehr viel klimaschädlicher als das CO2, das die Pflanzen, die als Nahrung dienten, zuvor aus der Atmosphäre gezogen haben. Die Wirkung jedes CO2-Atoms wird um den Faktor 80 verschlimmert, was seine Klimawirkung angeht, wenn man es kurzfristig (10 Jahre) betrachtet. Und schließlich wird gerade für die Viehzucht extrem viel Futterfläche verbraucht. Das ist hauptverantwortlich für Rodung speziell von Regenwäldern und damit wichtigen CO2-Senken. Viele andere Vorteile kommen dazu. Und hier sind wir beim Thema.
Wir brauchen eine neue, positive Kommunikation
Ich bin überzeugt, dass wir eine neue und postivistische Kommunikation brauchen. Natürlich ist und bleibt die Klimakatastrophe – die am Ende auch einen großen Teil des Kollapses der Biosphäre mitverantwortet – die vielleicht größte Bedrohung der Menschheitsgeschichte. Zumindest ist sie die größte der Neuzeit. Aber ich bin überzeugt: Die Horrorszenarios kennt mittlerweile jeder. Flut, Dürre, Stürme, Desertifizierung, Korallensterben, Seuchen, Kriege… all das hat jeder Mensch schon einmal gehört und diejenigen, die es an sich heran lassen oder gelassen haben, sind schon überzeugt. Aber es gibt eine große Zahl Leute, die man damit nicht erreicht. Es sind Menschen, die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung höher bewerten, als zukünftige Sicherheit speziell für Dritte, also die eigenen Kinder oder gar den globalen Süden. Sie sehen im Kleinen eine Welt, die weiter läuft wie immer. Ja, es gibt heiße Tage. Aber war es nicht in den 80ern auch schon mal heiß? Ist also nix Neues. Das Problem ist, dass es am Ende eine Katastrophe ist, die sich bisher überwiegend statistisch äußert. Und Statistik ist für viele Menschen (aus mir unbegreiflichen Gründen, persönlich fand ich sie schon immer geradezu intuitiv) ein hochkomplexes, unverständliches Thema. Wie erreichen wir aber diese Leute, auch besagten Diskutanten, der am Ende nicht auf sein Steak verzichten will? Meine Überzeugung ist: Durch positive Nachrichten! Bisher ist Klimakommunikation vor allem eine Verbotslegende. Wir müssen AUFHÖREN, Auto zu fahren. Wir müssen AUFHÖREN, Fleisch zu essen. Wir müssen AUFHÖREN unsere Wohnungen zu heizen. Wir müssen AUFHÖREN, zu fliegen und AUFHÖREN, neue Gebäude zu bauen oder auf großer Fläche zu leben. Das verfängt nicht, das macht Angst. Es folgen Legenden wie „DIE (linksgrünen Klimafreaks) wollen alles nur teurer machen“. „DIE gönnen mir xy nicht“. „DIE sind halt immer schon gegen Autos oder gar die Martwirtschaft.“
Was mich dabei immer irritiert: Es wird implizit Boshaftigkeit unterstellt. Es kann nur den einen Grund geben, anderen Dinge vorzuenthalten. Dass Menschen aber im Normalfall ein Motiv haben, etwas in den eigenen Augen Positives, anstreben, geht unter. Und mal ehrlich: Niemand WILL doch auf Wohlstand verzichten und in den sprichwörtlichen Höhlen leben. Was für ein absurder Vorwurf! Aber was streben „WIR Klimaschützer“ denn vielleicht an? Logisch könnte ich das Argument der verdeckten Steuererhöhungen über CO2 ja noch nachvollziehen. Wobei es da im Endeffekt relativ egal ist, welche Steuer erhöht wird. Wenn der Staat Geld braucht, dann erhöht er Steuern. Das ist so. Ob jetzt CO2-, Mehrwert- oder Einkommensteuer ist dabei als Verbraucher ziemlich breit wie hoch. Also ist das zwar ein intuitives, aber in letzter Konsequenz ein Scheinargument. Und überdies wäre eine CO2-bepreisung sogar noch eine vergleichsweise faire und gesellschaftlich ausgewogene Art der Steuer, denn arme Menschen verbrauchen (das ist bewiesen) überproportional weniger Energie. Superreiche hauen so viel CO2 raus wie ganze Kleinstaaten. Ergo: Es träfe sogar die Richtigen. Noch besser ist die Idee (wenn die Umsetzung dort auch sehr halbherzig ist) der Schweizer Klima-Dividende. Machen wir einen richtig heftigen CO2-Preis, packen alles in einen Top und schütten den Inhalt monatlich, quartalsweise oder jährlich an jeden Menschen aus. Wir teilen den Inhalt durch 84 Mio und jeder kriegt das Gleiche. Arme Menschen, die weniger CO2 erzeugen als der Durchschnitt, hätten MEHR Geld, Reiche, verschwenderische Menschen würden ordentlich draufzahlen. Und nachhaltiges Verhalten würde belohnt. Ich habe meinen Abdruck je nach Rechner auf fünf bis sechs Tonnen im Jahr gesenkt. Der Schnitt in Deutschland liegt über elf Tonnen. Ich würde also, wenn wir sagen, die Tonne kostet 2000 Euro, richtig Geld bekommen. In diesem Beispiel 10-12.000 Euro. Hört sich doch nett an!
Was sind die wirklichen Beweggründe?
Nun bleibt also die Frage: Was sind denn wirklich die Beweggründe, eine Veränderung unserer Wirtschaft zu fordern? Klar, in erster Linie blanke Angst um die Zukunft. Und bei Vielen ist es sicher auch so, dass sie bereit sind, persönliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen, weil sie die Alternative viel mehr fürchten. Aber längst nicht bei allen! Und wenn man sich die Lage mal mit etwas Hirn anschaut, dann stellt man fest: Nachhaltigkeit ist nicht per se teurer – ganz im Gegenteil! Wenn ich Ressourcen schone, dann spare ich Geld. Praktisch immer! In der BWL ist das ein alter Hut. In der (gefühlten) Volkswirtschaft irgendwie nicht. Klar, bei der Substitution von Gütern ist das nicht immer so offensichtlich. Aber unter dem Strich könnten wir in einem Horizont von 10 Jahren – und das ist die kritische Phase – aber eine Welt bauen, die viele Vorteile hat, die WEIT über den Klimaschutz hinaus gehen. Stellen wir uns das einmal vor:
Ein hypothetischer Blick in den Januar 2033
Sven, mittlerweile 55 Jahre alt, wacht auf. Die intelligente Steuerung seiner Heizung, die mit dem Wecker synchronisiert ist, hat die Temperatur im Schlafzimmer so geregelt, dass es in der Nacht relativ kühl war – das ist gesundem schlaf zuträglich – und unmittelbar vor dem Wecken so erhöht wurde, dass die Wärmepumpe, die das Haus versorgt, rechtzeitig ansprang, respektive die Heizung im Schlafzimmer, im Bad, Wohzimmer und Küche so geregelt ist, dass es angenehme 20 Grad sind. Wärmer will er es gar nicht haben. Die Anlage wird mit der PV-Anlage auf dem Dach betrieben, die mit den Häusern im Viertel vernetzt und mit einem großen Speicher verbunden ist. Der besteht zur Hälfte aus alten KFZ-Akkus und zur Hälfte aus einem großen Elektrolyseur und Brennstoffzellen. Damit kann der ganze Wohnblock mehrere Tage betrieben werden. Überschüssige Energie an sonnigen oder windreichen Tagen (ein mittelgroßes Windrad im Viertel gehört zur Infrastruktur) wird hier zwischengespeichert. Alle Infrastruktur gehört einer Genossenschaft, an der er wie alle Anwohner Anteile hält. Die Netto-Energiekosten betragen 15 Cent pro kWh. Die Mitglieder legen den Preis selbst fest. Die Kosten sind so gestaltet, dass die Abschreibung recht zügig läuft. Der größte Teil der Anlagen sind fünf Jahre später abgeschrieben. Wenn er in Rente ist liegen die Energiepreise laut Plan bei 4-5 Cent (inflationsbereinigt). Er geht an den Kühlschrank und genießt ein ausgiebiges Frühstück. Räucherlax, noBacon etc. Das ist (übrigens schon heute) so nah am Original, dass man den Unterschied kaum bis gar nicht mehr schmeckt. Das Steak zum Mittagessen besteht aus pflanzlichem Protein und kommt aus dem Drucker. Es kostet nur die Hälfte dessen, was ein „echtes Steak“ noch zehn Jahre zuvor kostete, ist aber viel gesünder und verträglicher und enthält keine Antibiotika etc. Ohne Tierleid schmeckt es auch noch besser. Auch Kunstfleisch aus Kulturen wird immer erschwinglicher. Ein Steak ist da jetzt schon für 15 Euro zu haben. Ja, noch teuer, aber wer es unbedingt will… die Preise fallen aber ständig. Die Entwicklung ging so schnell, dass in den vorangegangenen fünf Jahren gigantische Flächen wiederaufgeforstet wurden. Klar, bis die wider die alte Biodiversität haben, werden noch 100 oder 200 Jahre vergehen. Sind halt Bäume, keine Gräser, aber es wird. Die Aussterberate von Regenwaldbewohnern wurde auf ein fast normales Maß zurückgefahren. Riesige Schutzgebiete sorgen dafür, dass sich die Biosphäre langsam erholt. Auch in Europa oder Nordamerika wurden gigantische Flächen renaturiert. Es wachsen Bäume, Steppen, Prärien. Durch den mittleren Westen der USA wurden gigantische zusammenhängende Schutzgebiete definiert. Es gibt wieder echte Bison-Wanderungen. Wenn auch noch von wenigen Individuen, aber die Trends sind ermutigend – ebenso wie in den Meeren: Riesige Schutzgebiete und extrem restriktive Fangmengen haben hier für eine Stabilisierung der Bestände gesorgt. Allerdings macht die Versauerung den Korallen noch sehr zu schaffen.
Sven schaut Nachrichten. „Das war knapp“, sagt die Reporterin. „Am frühen Morgen kam es zu einem massiven Sonnensturm, noch etwas stärker als das Carrington-Ereignis von 1859. Unsere heutigen dezentral organisierten Stromnetze haben Schlimmeres verhindert. Russland hat dieses Glück nicht. Die noch immer zentralisierte Stromwirtschaft und die gigantischen Kabellängen dort haben dafür gesorgt, dass fast jeder große Transformator von den großen Strommengen, die die geladenen Teilchen induziert haben, überlastet wurde und durchgebrannt ist. Das Land ist von einem kompletten Blackout betroffen. Der Notstand wurde ausgerufen. Es gibt Plünderungen und Straßenschlachten. In Europa sind zwar einige internationale Netze zusammengebrochen und einige Unternehmen haben aktuell keinen Strom, im privaten und kommunalen Bereich aber ist davon wenig zu spüren. Unsere dezentrale Ausrichtung hat uns vor dem Schlimmsten bewahrt.“
Er pfeift leise durch die Zähne. Noch ein paar Jahre zuvor hätte das einen kompletten Blackout über lange Zeit bedeutet. Es hätte noch 2023 zwei Jahre gedauert, die so zerstörten Trafos nachzubauen…
Aber er muss zu einem Termin. Er öffnet die App für mytaxi. Die selbstfahrenden Elektrofahrzeuge werden von Algorithmen so gesteuert, dass eigentlich immer, wenn jemand Bedarf hat, ein freies Fahrzeug maximal zwei Minuten entfernt ist. Private Autos sind kaum noch nötig. Immer mehr Leute geben ihre ab. Die geteilten Fahrzeuge sind praktischer und um Größenordnungen billiger. Auf dem Weg zu seinem Termin bei einem Textilunternehmen schreibt er an einem Artikel und achtet gar nicht auf die Umgebung. Unfälle gibt es so gut wie gar nicht mehr. Da die Stadt mit einem Zehntel der Fahrzeuge versorgt wird, gehören Staus der Vergangenheit an. Das Fahrzeug muss praktisch nicht bremsen, sondern durch die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander kommen sie in einem Tempo voran. Nur menschlich gesteuerte Fahrzeuge machen Ampeln und dergleichen überhaupt noch notwendig. Prognosen sagen: in weiteren 15 Jahren gibt es die nur noch für Fußgängerübergänge. Er steigt vor der Zentrale des Unternehmens aus. Dieses liegt in einem Gewerbegebiet und vor dem Gebäude lag einst ein gigantischer Parkplatz. Heute ist es eine Haltebucht für drei Fahrzeuge zum ein- und aussteigen und ein wirklich sehr großer Park mit Sitzbänken, Bäumen und einem See. Auch in der Innenstadt sind Parkplätze zu Parks umgebaut worden. Die wenigen verbliebenen privaten Autos stehen auf Privatgelände oder in Quartiersgaragen. An den Straßen stehen Bäume und großzügige Radwege sorgen dafür, dass die meisten Menschen lieber mit dem Rad fahren. Die Stadt ist um mehrere Dezibel leiser geworden. Die Luft ist frisch und im Sommer kühl, trotz immer noch – wenn auch langsamer – steigender Temperaturen. Die Erwärmung wird noch mehrere Jahrzehnte anhalten. Das System ist extrem träge. Durch die Begrünung sind die heißen Nächte aber selbst in der Innenstadt nicht mehr so schlimm. Die unterirdisch bewässerten Bäume (natürlich automatisch. So gibt es weniger Verlust durch direkte Verdunstung) sorgen für Beschattung und Verdunstungskälte. Die Innenstadt ist an heißen Tagen nur noch zwei Grad wärmer als das Hinterland. Der Wärmeinseleffekt ist deutlich zurückgegangen. Zurück zum Termin: Das Unternehmen ist faszinierend. Es begann (das ist jetzt wieder ein Fakt) bereits vor der Corona-Zeit damit, komplett kompostierbare Kunstfasern auf der Basis von Beispielsweise Lignin zu entwickeln. Wird Oceansafe (so heißt das Unternehmen)-Kleidung kompostiert, ist nach wenigen Jahren kein Rückstand mehr nachweisbar. Heute ist es eines der größten Modeunternehmen der Welt und hat seine Produktion auf alle Bereiche ausgeweitet. Fast Fashion gehört der Vergangenheit an, die Verbraucher wollen heute Anderes. Aber mit ihren Verfahren wäre das eigentlich kein Problem, denn es gibt im ganzen Produktionsprozess keine Giftstoffe. Die Energie zur Produktion wird komplett decarbonisiert gewonnen. Für seinen Artikel besucht er in der folgenden Woche eine der größten Fabriken des Unternehmens. Die liegt in Griechenland. Noch muss er dafür fliegen – die Kraftstoffe für den Flugverkehr werden heute mit eFuels gewonnen. Dafür wird Strom verwendet, der ohnehin gespeichert werden muss. Reichen Sonne und Wind nicht, ruht die Produktion. Trotzdem und trotz des geringen Wirkungsgrads sind sie billiger als fossiles Kerosin. Aber in einigen Jahren wird das nicht nötig sein. Gerade wird ein europäisches Magnetschwebenetz (das in einem zweiten Schritt zu nem Hyperloop ausgebaut werden soll) gebaut. Eine Trasse führt von Tallin über Riga, Kaunas, Warschau, Posen, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Straßburg, Genf, Toulouse und Madrid bis Lissabon. Eine von Manchester über London, Kanaltunnel, Paris, München, Wien, Budapest, Bukarest und Sofia bis Athen. Eine geht von Oslo über Göteborg, Kopenhagen, Hamburg, ebenfalls Frankfurt und Stuttgart, Zürich, Mailand und Rom bis Neapel. Von diesen Hauptbahnhöfen sorgen ICE/TGV-Schnellzüge für weitere Verteilung in die Großstädte und von dort dann in den Regionalverkehr. Tickets werden sehr erschwinglich und per Gesetz mindestens 40 Prozent günstiger als das günstigste Flugticket sein. Geflogen wird, wenn es fertig ist, nur noch interkontinental. Die Verbindungen sind dann sogar schneller als per Flugzeug. Er freut sich bereits darauf und nimmt sich vor, dann viel mehr Städtetouren zu machen…
Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt!
Natürlich ist das jetzt eine eher bedingte Beschreibung eines Tages. Vielleicht mach ich sowas mal in ner Kurzgeschichte. Der Punkt ist: All diese Dinge sind durchaus realistisch – und noch einiges mehr. Die Leute, die unsere Wirtschaftsweise und die Nutzung fossiler Energien verteidigen wollen, schreien nach „Neuen Technologien“, die „das Problem schon lösen würden“. Dabei übersehen sie, dass diese Technologien schon DA sind. Und das die GERADE in der Änderung unserer Lebensweise einen gigantischen Kollateralnutzen haben – oder dass der Klimaschutz eigentlich der Kollateralnutzen besserer, billigerer, gesünderer Strukturen ist. Dass sie halt nur anders sind. Aber keineswegs schlechter! Wir HABEN die Mittel unser Land, unsere Welt, regenerativ zu versorgen. Mit PV, Wind, Wasserkraft, vielleicht hier und da Gezeiten- oder Wellenkraft, Geothermie wo möglich und so weiter und durch entsprechende Speicher (dafür gibt es DUTZENDE unterschiedliche und weitgehend oder komplett marktreife Technologien. Und wir sollten sie auch alle nutzen, denn gerade die Nutzung unterschiedlichster Verfahren (Speicherung von Energie als Hitze, Akkus, Wasserstoff, manchmal auch eFuels, Pumpspeicher und vergleichbare Technologien) macht das System resilient. Natürlich müssten wir investieren. Aber das würde sich sehr bald amortisieren. Und zwar noch innerhalb meiner (statistischen) Lebensspanne, die mir noch um die 30 Jahre gibt. Die Städte wären lebenswerter, leiser und sicherer. Die Ernährung gleich gut, aber viel gesünder (B12 z.B. könnte jedem Ersatzprodukt zugesetzt werden). Ähnlich auch andere Substanzen. Sie könnten sogar nach individuellen Blutanalysen eingefügt werden. Wer Bedarf an etwas hat – Spurenelement, Vitamin, whatever – bei dem wird der Stoff im heimischen „Vleischdrucker“ individuell zugesetzt. Wenn wir neue Technologien denken, dann müssen wir auch eine neue Welt denken. Wie einfallslos ist denn, riesige Energiemengen in Carbon Capturing zu packen und weiter laute, stinkende Verbrennungsmotoren zu betreiben, wenn wir die Technologie schon haben, die alles leiser, leistungsstärker und gesünder macht – und dazu gleich gar kein CO2 emittiert? Wie doof ist es, Tiere zu quälen und unsere nötigen Agrarflächen mehr als zu verdoppeln, wenn wir gleichwertige Produkte anders herstellen können? (Und je mehr wir darauf umstellen, desto mehr Umsatz hat die Branche, desto mehr kann in NOCH bessere Produkte investiert werden). Wie doof ist es denn, Flugplätze zu betreiben, die laut sind, Leuten gesundheitliche Schäden verursachen und vielen Menschen Angst machen (also jetzt das Fliegen), wenn wir mit Magnetschwebebahnen oder sogar Hyperloops schneller, leiser, (noch) sicherer und umweltverträglicher reisen können? Und und und.
Lasst uns drauf fokussieren!
Die Mischung macht’s am Ende – wie immer
Natürlich sollte man immer wieder auch mal erwähnen, was droht. Das sollte nicht in Vergessenheit geraten. Aber lasst uns darauf konzentrieren, dass eine regenerative Welt eine schönere Welt ist. Mit weniger Müll, mit sauberen, leiseren, kühleren Innenstädten, Parks oder Stränden. Lasst uns immer und immer wieder betonen, dass schon HEUTE regenerative Energie mit ABSTAND die billigste Form der Energie ist und wir in einer voll regenerativen Welt selbst inklusive zugebauten Speichern Strompreise im Bereich von 15 Cent oder weniger hätten und die Produktion der Energie sogar durch Klein-, oder Einzelunternehmen möglich ist, nicht mehr durch große Multinationals, und dass damit auch viele Menschen an den Gewinnen partizipieren könnten. Lasst uns betonen, dass eine sinnvolle CO2-bepreisung per Saldo sogar für eine Umverteilung und mehr Gerechtigkeit sorgen könnte! Natürlich ist das in gewisser Weise Science oder zumindest Society Fiction. Aber darum nicht unrealistisch. Die Technologien sind schon heute da und wenn wir Bereiche wie entsprechende Energieversorgung, Verkehr, Ernährung und so weiter bewusst fördern und nutzen, könnten noch viel bessere Technologien dazu kommen. Noch effektiver, noch billiger, noch nachhaltiger, noch sauberer, noch schöner. Wir müssen weg kommen von der reinen Verzichts-Debatte und dem Vorwurf „Ihr wollt zurück in die Höhlen“. Wir müssen wieder hin zu einem optimistischen Zukunftsblick! Neue Technologien setzen sich schnell durch, wenn ihre Vorteile offenbar sind. Lasst uns gegen die Skepsis anarbeiten und die regenerative Zukunft so darstellen, wie sie wird: Nachhaltig, sicher, sauber, leise und friedlich und vor allem: PREISWERTER. Je mehr wir zum Beispiel recyceln, desto weniger Bedarf haben wir an Rohstoffen und neuen Bodenschätzen. Also sinkt auch der Bedarf an Rohstoffkriegen und Kampf um Öl, Gold und co. Und ja, das schließt sogar seltene Erden und so weiter mit ein. Natürlich sollte man hin und wieder auch mal betonen, dass ein sorgloses „weiter so“, eher problematisch wird (die meisten Großstädte saufen ab, Dürren, Flutkatastrophen, Seuchen, Kriege um Wasser und Bodenschätze, aber auch banalen Lebensraum, wenn ganze Länder absaufen), aber der Fokus sollte auf der Beschreibung einer POSITIVEN Zukunft liegen. Und vor allem auf einem „Wir können es noch schaffen“. Denn der Glaube daran wird immer schwieriger. Oder, wie es eine gute Freundin am Wochenende sagte: „Ich bin überzeugt, dass es alles stimmt. Ich glaube den wissenschaftlichen Vorhersagen und ich bemühe mich auch, meinen CO2-Abdruck zu verringern. Aber wo es kompliziert wird neige ich heute dazu, es eher sein zu lassen. Denn ich glaube nicht mehr daran, dass es etwas ändert.“ Klar, das ist Spieltheorie und Tragödie des Allgemeinguts, es ist Fundamentaleinwand und was noch alles. Aber es ist vor allem eins: Menschlich! Also: Lasst uns den Menschen Mut machen. Geben wir der Menschheit den Zukunftsglauben zurück. Um eine Sportmetapher zu bemühen: Ja, wir liegen zurück. Wir müssen jetzt RICHTIG den Arsch hochkriegen. Aber es steht 0:2 mit noch 10 Spielminuten. Das ist schwer, aber zu schaffen. Es ist kein 0:8 fünf Minuten vor Schluss! Das wirkt doch eher demotivierend…